Ägypten lag hinter uns.
Die Einfluggenehmigung für den Sudan lag vor. Eine Bestätigung aus Khartum
erfolgte über Kurzwelle. Unser „Co“ beaufsichtigte nun die vorgeschrieben
„Wüstenfrequenz“ auf 126,9MHz .
Je näher wir Pt. Sudan kamen, desto verwaschener wurde die Flug- und
Erdsicht. Es entwickelte sich wahrscheinlich ein Sandsturm. Davon war in der
Wetterberatung keine Rede.
Ich versuchte, sobald wir in die Reichweite Pt. Sudans kamen, mit dem Tower
Verbindung aufzunehmen. Keine Antwort von Pt. Sudan Tower. Zuerst schob ich
es auf die Reichweite, dann stellten sich Zweifel ein und ich versuchte es
auf der zweiten UKW-Station. Auf alle Anrufe keine Antwort. Da es kein
„abgestürzter“ Anflug werden sollte, müssten wir bald unsere Reiseflughöhe
verlassen und brauchten dazu die Genehmigung. Immer wieder ein Anrufversuch
nach dem anderen. Keine Antwort. Pt. Sudan hörte nicht. Was ist mit Pt.
Sudan? Müssen wir eventuell zum Ausweichflughafen? Die Unterlagen AF lagen
bereit.
Eine KW-Verbindung mit Khartum löste das Rätsel der Verschwiegenheit unseres
Zielflughafens. Khartum teilte uns mit, dass in Pt. Sudan der Sender
ausgefallen ist, der Flugleiter kann aber unsere Meldungen aufnehmen, wir
sollten weiterhin alle Meldungen absetzen und laut Verfahren anfliegen, der
Anflug ist frei. Wir folgten dem ausgeschriebenen Anflugverfahren.
Je tiefer wir kamen, um so trüber wurde die Sicht. Die Umgebung war in einem
sonderbaren ockerfarbenen Licht getaucht. Leichte Turbulenzen schaukelten
die SBK durch. Alles sah unwirklich und gespenstig aus. Die Ruhe im Flugzeug
und die Blindmeldungen verstärkten den Eindruck des Unheimlichen. Ab etwa
1000 Meter Höhe war der ganze Spuk vorbei. Die Sicht verbesserte sich
schlagartig . Nichts von der unheimlich scheinenden Umgebung blieb zurück.
Vor uns lag Pt. Sudan im Sonnenlicht. Der Flughafen, südlich der Stadt,
direkt auf Anflugkurs.
Nach 2:05 Stunden Flugzeit landeten wir in Pt. Sudan. Zügig verließen wir
die Runway. Eingewiesen auf den Standplatz bereiteten wir sofort den
Weiterflug vor. Mit allen nötigen Dokumenten ging es zum Tower. Was man so
Tower nennt. Er sah auf seinen hölzernen Stelzen eher wie ein ausgebauter
Hochstand aus. Der Flugleiter empfing uns sehr freundlich und entschuldigte
sich für den Ausfall des Senders. Der könne auch heute nicht mehr repariert
werden, so dass er uns mit manuellen Zeichen den Start freigeben würde.
Ich erzählte ihm von der schlechten Sicht bis kurz vor Port Sudan. Er zeigte
gleich auf eine neue Wetterkarte und auf ein Gebiet nördlich des Platzes, wo
ein Sandsturm tobe.
Das war die Erklärung für diese „unheimlichen“ Wahrnehmungen.
Im Hintergrund ertönte eine Anflugmeldung. Eine Maschine der Sudan Airways
kündigte sich, aus Khartum kommend, an. Die Besatzung kannte wahrscheinlich
das Problem mit dem Funk, denn der Anflug wurde ohne weiter Nachfrage
fortgesetzt.
Nach der herzlichen Verabschiedung und den nicht ganz ungefährlichen Abstieg
vom Tower schlenderten wir zum Flugzeug zurück. Eilig brauchten wir es nicht
zu haben, getankt war noch nicht und dies konnte sich noch etwas hinziehen.
Es war Gebetsstunde. Tankwagenfahrer, Flughafenpersonal lagen auf ihren
Gebetsteppichen und beteten gen Mekka. Aber nach den Gebeten ging alles sehr
schnell.
Mittlerweile war die B-737 der Sudan Airways gelandet und rollte zum
Abstellplatz.
Wir hatten alles zum Abflug vorbereitet und ließen die Treibwerke an rollten
bis zur Bahn und warteten auf die Sichtzeichen des Flugleiters. Er zeigte
uns ein Kreuz, also zur Bahn verboten. Vielleicht war noch eine Maschine im
Anflug. Wir konnten den Gedanken noch nicht zu Ende denken, als der
Flugleiter geschwind vom Tower in der 373 der Sudan Airways verschwand. Er
meldet sich per Funk, gab uns die Abflugfreigabe und wünschte uns einen
guten Flug. Ich bestätigte die Freigabe und wir starteten. Nach dem Start
verabschiedete ich mich herzlich vom Tower. Eine Antwort erwarteten wir
nicht mehr. Wir schmunzelten noch lange über den Einfallsreichtum des
Flugleiters von Pt. Sudan.
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