Geschichten & Anekdoten
"Entführung" von Laage
Es geschah am 10. Januar 1991.
Der Flugauftrag sah einen Personentransport von Laage nach Köln vor. Eine
Passagierliste erhielt wir zum Flugauftrag nicht. Es sollten aber nicht mehr als
10 Passagiere sein. Die Passagierliste sollte vor Ort in Laage ausgefüllt
werden. Es war noch die Zeit des Zurufens, eben nach dem Prinzip, macht mal.
Flugpläne Dresden - Laage, Laage - Köln wurden in Dresden abgegeben.
Pre-flight-information und Wetterberatung empfangen und schon sollte es
losgehen. Blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen leicht über dem
Gefrierpunkt. Was wollte man mehr. Alle Plätze meldeten cavok.
Nach der Landung in Laage und
dem Abrollen zur nordöstlichen Ramp ging es zum "Tower". Auf unsere Nachfrage
hin, wo denn unsere Passagiere seien, zuckte der Flugleiter nur mit den
Schultern. Der Flugleiter kannte zwar unsere Startzeit, aber von
Passagieren wusste er nichts. Telefonate brachten auch keine neuen Erkenntnisse.
Wir trotteten zur Maschine zurück. Die Startzeit rückte näher und näher, nur die
Passagiere nicht. 10 Minuten vor der Startzeit also nochmals zum "Tower". Wir
mussten eine Flugplankorrektur in Betracht ziehen. Kurz vor Erreichen der
gedeckten Flugleitung, sahen wir einen Pkw an der AN-26 halten. Es entstiegen
zwei Personen in Luftwaffenuniform. Also zurück zur Maschine. Verstimmt
empfingen uns zwei Oberstleutnante. Wir hätten sie doch zur Startzeit an der
Maschine empfangen müssen. Na klar, Ankunftszeit Passagier gleich Startzeit.
Höflich wiesen wir die Herren auf ihren Irrtum hin. Wir mussten uns
beeilen, um den Flugplan mit der gemeldeten Verzögerung einzuhalten. Noch
während des Anlassens fragte einer der Passagiere, ob er mal während des Fluges
ins Cockpit kommen könnte. Die Anfrage wurde bejaht mit dem Hinweis, dass sie
bis zum Erreichen der Reiseflughöhe angeschnallt bleiben müssten.
Start, befolgen des Abflugschema, Erreichen der Übergangshöhe, abmelden in Laage
und Aufnahme Funkkontakt mit der zivilen Flugsicherung. Einflug in die A-4 über
Friedland in der beabsichtigten FL und Zeit wurde bestätigt. Wir setzten den
Steigflug mit Kurs 95Grad fort. Noch im Anflug FLD klopfte mir einer der
Passagiere auf die Schulter und wies fragend auf den Kurs - Ist der Kurs auch
wirklich richtig, wir fliegen doch schon mindestens 10 Minuten genau Ost-Kurs ?
Ich nickte nur und konnte mir einen innerlichen Lachanfall verkneifen. Der Rest
der Besatzung bekam das Ganze über Bordfunk mit. Alle lächelten über den ganzen
Körper. War sie da wieder, die Angst der " Entführung in den Osten" ?
Der Kurs wurde bis Köln misstrauisch beobachtet.
Landung Köln und Abrollen zum Standplatz. Nach dem Abstellen der Triebwerke sah
mich Haupmann G. an, wischte sich über die Stirn und sagte mit einem tiefen
Seufzer: „ da steht Köln am Flughafengebäude, doch hin gefunden“ . Die beiden
Oberstleutnante verließen mit einem flüchtigen Gruß schnell unsere AN-26. Auf
dem Rückflug wurde immer wieder über unseren Ost-Kurs gewitzelt.
Quelle: Google Earth |
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