Siegfried Brummack, Major a.D. erinnert sich in seinem Buch
"Dürrehilfe Äthiopien 1984-1985" an den Hilfseinsatz in Äthiopien. In dem Buch
werden Fakten, Hintergründe und Probleme des Einsatzes aufgearbeitet. Ich
danke Siegfried Brummack für die Genehmigung, Teile des Buches zu
veröffentlichen.
Burgas - Kairo 23.11.1984
In Burgas bereiteten wir den Weiterflug vor. Wir ließen uns
meteorologisch beraten und gaben den Flugplan auf. Wir mussten bei der
Startvorbereitung ganz pünktlich sein, da wir die FIR-Grenze zur Türkei
minutengenau einhalten mussten. Wir flogen aufs Schwarze Meer hinaus und
dann fast mit Südkurs in Richtung Türkei. Der Einflug klappte pünktlich – es
wurde eine festgelegte Parole ausgetauscht. Dieser Austausch der Parole war
notwendig, weil wir als Flugzeug aus dem Warschauer Vertrag ein Land der
NATO überfliegen wollten. Diese beiden Militärpakte standen sich feindlich
gegenüber.
Wir konnten erstmals den Bosporus sehen. Ein kurzer Blick musste genügen,
denn beim Weiterflug traten die gleichen Symptome beim Navigator wie beim
ersten Flug auf. Dieser Umstand beschäftigte mich doch sehr, weil die
Sicherheit des Fluges im Vordergrund stand. Wir versuchten ihn zu schonen.
Seine Aufgaben in der Besatzung wurden teilweise auf den Bordtechniker und
Copiloten übertragen. So kamen wir recht gut in Kairo an. In Kairo war wider
Erwarten nicht so schönes Wetter. Es war Gewitterstimmung. Der Landeanflug
und die Landung waren nicht schwierig. Beim Anflug in Kairo hat auch unser
Navigator seine Aufgaben voll erfüllt. Er kannte den Standort im Landesystem
und gab auch Hinweise zum Einkurven auf Landekurs. Wir hatten ILS-Kontakt
und so flogen wir nach Kursweg und Gleitpfad an. In diesem Moment atmete ich
auf, denn mit einer
Unterstützung durch den Navigator hatte ich hier nicht gerechnet. Im
richtigen Augenblick hatte er sich wieder in der Gewalt.
Da wir mit einer Interflug-Charternummer flogen, fragte uns
der Tower laufend „Are you Interfly or Military? Wir antworteten
immer wieder mit der Liniennummer der Interflug, weil ich befürchtete, dass
es Probleme geben könnte, wenn wir als Militärmaschine gemeldet werden. Als
er uns dann sah, beorderte er uns auf die Military-Abstellplatte. Der Tower
wollte uns also nur den richtigen Abstellplatz zuweisen. Dort stellten wir
ab und warteten auf den Tankwagen. Unsere Flugzeit bis Kairo war 3 Stunden
und 43 Minuten. Tankwagen fuhren dauernd hin und her und riefen nur
Bakschisch. Ich kannte das Wort nicht und man
hatte uns auch nicht darüber aufgeklärt, dass ohne Bakschisch hier gar
nichts läuft. Da wir nicht reagierten fuhren
Der Interflugvertreter klärte die Sache auf und winkte mit einem nicht
kleinen Dollarschein(den ich nicht hatte). Wir tankten und fuhren dann mit
Taxis ins Hilton-Hotel Kairo. Die Beköstigung und Übernachtung waren für uns
außergewöhnlich gut. Das hatten wir noch nicht erlebt. Wir besprachen noch
den nächsten Flug. Zeitig mussten wir ins Bett.
.....................
Der Alltag beginnt
Unser Gepäck und die Fracht wurden ausgeladen und wir
fuhren zum Camp. Dort meldete ich unserem Kommandeur Oberst Heinz die
Erfüllung der Aufgabe und den Gesundheitszustand unseres Navigators. Ich
hatte dann gleich ein längeres Gespräch mit Oberst Heinz, der mir erklärte,
dass ich die Besatzung von Oberstleutnant Schickor übernehmen soll (ein
Grund wurde mir nicht genannt), gleich Flugvorbereitung machen muss, da ich
am Folgetag die Einweisung durch Major Roloff. auf einem Flug nach Axum
erhalten soll. So gesehen klang meine Ankunft nicht ruhig aus, sondern
begann gleich mit Flugvorbereitung und Hektik.
Mir wurden die Funkunterlagen, Landeverfahren der Flugplätze,
Telefonnummern, Ausweichplätze, Frequenzen, Codierungstafel usw. vorgelegt.
Ich hatte also bis in die späten Abendstunden noch nach dem Abendessen voll
zu tun, um erst mal die ganze Reichweite des Gesagten zu erfassen. Das alles
wurde mir von mehreren Seiten innerhalb von einer halben Stunde verabreicht.
Viele wollten ihre wohlgemeinten Ratschläge und bereits gesammelten
Erfahrungen
...
Alle Rechte des Buches "Dürrehilfe Äthiopien 1984-1985 und der darin
enthaltenen Fotos liegen bei
S.
Brummack, Major a.D.
Mit der KMZ-Datei "
Burgas- Kairo" kann die Flugstrecke
von Varna nach Kairo , mit Hilfe von Google
Earth, dargestellt werden. Die dargestellte Strecke, Flugplätze und
Navigationsmittel entsprechen
dem Stand 1984 - 1989. Die Inhalte dürfen nicht zur Navigation bzw. zu
fliegerischen Zwecken verwendet werden.
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