AN-26 im Einsatz
Nachdem die IL-14 an die Grenze ihrer Nutzungsdauer heran gekommen war, musste ein Nachfolgetyp gefunden werden. Im Kommando LSK/LV wurde lange über einen Nachfolgetyp recherchiert. Es soll sogar der Kauf von fünf IL-76 zur Diskussion gestanden haben. Die Anschaffungs- und Wartungskosten brachten das Projekt jedoch zum Scheitern.
Etwa 1978/79 beschäftigte man sich mit der AN-72. Bei einem persönlichen Gespräch mit unserem damaligen Stellvertreter des Kommandeurs für fliegerische Ausbildung kam die Umschulung auf die An-72 zur Sprache. Die Ausrüstung der TS-24 mit der An-72 kam nicht zu Stande, da das Antonow - Werk in der beabsichtigten Zeit diesen Typ nicht liefern konnte.
Die Zeit drängte aufgrund der steigenden technischen Ausfälle der Il-14.
Die An-26 rückte immer mehr
in den Blickpunkt. Angeblich sollte diese Maschine
nur ein Übergangstyp sein. Sie erfüllte jedoch die
momentanen Ansprüche an
ein neues Transportflugzeug für die Luftstreitkräfte, den Transport von
Truppen und Lasten, den Einsatz als Sanitätsflugzeug, das Absetzen von
Fallschirmjägern und Abwerfen
von Lasten im Flug, den Einsatz unter allen
Wetterbedingungen, Landung und Start von unbefestigten
Plätzen und war
unabhängig von bodenständiger Verlade- und Versorgungstechnik. Diese genannten
Gründe und die Wartungsarmut der "Anna" waren für den Kauf
entscheidend. Im Juni 1980 schulte eine Gruppe des ingenieur-technischen
Personals in einem 3-monatigen Lehrgang auf die Technik der AN26
in Kriwoi
Rog (Ukraine) um.
Für einen Teil des fliegenden Personals begann am 19.Juli 1980
die theoretische und fliegerische Umschulung an der "Höheren Fliegerschule" der
Aeroflot in Kirowograd
(Ukraine). Diese Umschulung wurde am 31.10.1980 mit der Rückkehr nach Dresden
beendet. Mit dem Einsatz der AN-26, fiel der Bordfunker weg. Diese Aufgabe wurde
vom Navigator (Steuermann) übernommen.
Nach der Übernahme der beiden ersten AN-26 (371,372) im
Antonow-Werk Kiew und deren Überführung
nach Dresden machte sich das umgeschulte technische und fliegende
Personal vertraut mit der speziell für die DDR gefertigten deutschen Variante.
Die Cockpitausrüstung unterschied sich wesentlich von der während der Umschulung
an der Aeroflot - Schule vorhandenen. Am 29.12.1980 erfolgte die erste gemischte
Flugschicht AN-26 und IL-14.
Geleitet wurde diese Flugschicht, vom Tower Dresden-Klotzsche, durch
Oberstleutnant P. Pille ( FL ) und Hauptmann L. Kobert ( StvD ).
Nach dem Eintreffen der ersten An-26 in Dresden machte sich das umgeschulte
technische und fliegende
Personal vertraut mit der speziell für die DDR
gefertigten deutschen Variante. Die Cockpitausrüstung
unterschied sich
wesentlich von der während der Umschulung an der Aeroflot - Schule vorhandenen.
Die An-26 wurde vorrangig im militärischen Bereich eingesetzt, zivile
Charterflüge und Hilfseinsätze standen aber ebenso auf der Tagesordnung. Der
Einsatz erstreckte sich über Truppen- und Lastentransporte bei Verlegungen,
Absetzen von Fallschirmjägern und Lastenabwurf aus verschiedenen Höhen,
Ausbildungsflügen, extremer Tiefflug (25m über Grund in speziellen Abschnitten
) mit taktischen Aufgaben, Meßflüge, Charterflüge im Interesse der Interflug,
Aufklärungsflüge "DISKANT", Sicherstellungsflüge, Seenotrettungsflüge, nationale und
internationale Hilfsflüge, Flüge unter allen Wetterbedingungen bis zum
Typenminimum usw. Das Spektrum der Flüge war sehr umfangreich und forderte flexibles Denken und
Einsatzbereitschaft beim Personal.
Nach der deutschen Einheit und die Einweisung in spezielle Gepflogenheiten
der bundesdeutschen Luftwaffe nahm die TS 24 als Lufttransportgruppe des LTG 65
die Transportflüge wieder auf. Die Anna wurde hauptsächlich zu
Personentransporten eingesetzt, sowohl im "Beamtenshuttle" zwischen
Köln, Berlin und Wriezen und auch im Interesse des Bundestages. Der verstärkte
Einsatz im Personentransport und die damit verbundenen Beschwerden über die
Lärmbelästigungen im Laderaum sollten ein schnelle Entscheidung über die
Weiterverwendung der An-26 herbeiführen. Einwände prominenter Transportflieger
und Kenner des Lufttransports gegen eine Aussonderung und Eingliederung der
An-26 in den Lufttransport neben der betagten C-160 Transall blieben ungehört.
Man wollte sich nicht abhängig von einer russischen Maschine machen ( Bem.: Das
Antonow-Werk befindet sich im Nordwesten Kiews / Ukraine ). Im Laufe der Jahre tauchten immer wieder Stimmen auf, die die Aussonderung der
"Anna" bedauerten.
Vielleicht gibt es bald wieder eine "Anna" in der Luftwaffe(*). Als
Nachfolgemuster für die altersschwache Transall wird die AN-70
in Betracht gezogen. Im Juni 2000 soll die Entscheidung über den Nachfolgetyp
fallen.
"Die Antonow ist sowohl in den
Beschaffungskosten als auch in den Lebenswegkosten die wirtschaftlich
günstigere Alternative,
bei gleichzeitiger operativ-technischer
Überlegenheit"
Hans-Peter von Kirchbach
(*) Die Entscheidung ist gegen jede Betriebswirtschaftlichkeit gefallen. Es war ein Politikum - gegen die Antonow.
In den letzten Jahren wurden für Transporte russische Il-76
und AN-124 geordert.
Zwei der weltgrößten Serien-Frachtmaschinen sind seit dem
23.03.2006 am Flughafen
Leipzig/Halle stationiert, im Rahmen des gemeinsam von der NATO und der europäischen Union (EU) getragenen Salis-Projektes (Strategic Airlift
Interim Solution)
Wie die Zeiten sich ändern!
Ich danke Herrn L. Lusser (CH) für die
Bereitstellung einiger Fotos auf dieser Seite.
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